Menorca 2012

Viele Nichtläufer erklären, dass sie unter anderem deshalb nicht laufen, weil das ihnen zu langweilig ist. Und in der Tat ist es ja nicht offensichtlich, wie man den Kopf über Stunden ohne allzu viel Input beschäftigt hält. Nun will ich meine jüngste Reise nach Menorca zu einem Triathlon über die Halbdistanz zum Anlass nehmen, einen Einblick zu geben, wie sich mein Kopf in so einem Fall beschäftigt.

Bevor es überhaupt losging, hatte ich erstmal einen kleinen Schock zu verkraften. Alle Athleten waren angehalten, sich zu irgendeiner pseudowissenschaftlichen Datenerhebung eines Sponsors vor und nach dem Wettkampf wiegen zu lassen. 78kg. Das ist bei meiner Körpergröße gerade noch vor der offiziellen Grenze zum Übergewicht. Und es sind 10 Kilo mehr als vor zehn Jahren. Wenn das so weitergeht, habe ich 100kg bevor ich 60 Jahre alt bin...

Doch viel Zeit zu weiteren Hochrechnungen war bis zum Start nicht mehr. Der Beginn des Schwimmens in der Bucht von Fornells ist ein sehr schöner Moment, da das Feld genau im Moment des Sonnensufgangs in östlicher Richtung in See sticht. "Dem Morgenrot entgegen..." schoß es mir augenblicklich in den Kopf, und dieses Lied, das auch im spanischen Bürgerkrieg viel gesungen wurde, begleitete mich auf einem Gutteil der Schwimmstrecke. Womit wir wieder beim Thema wären. Ich summe einen Gutteil der Zeit in Wttkämpfen Lieder vor mich hin, mal nur mental, mal laut. Die Marschmusik gab mir einen guten Rhythmus vor, und nach 41 Minuten stieg ich 3 Minuten eher aus dem Wasser als im Vorjahr.



Die hüglige Radstrecke führt dreimal um den El Toro, den höchsten Hügel Menorcas. Ein Schenkel des Dreieckskurses verläuft dabei auf dem Cami d'en Kane, dem Weg des Kane. "Virgil Cane is my name" ist eine Liedzeile aus "The Night They Drove Old Dixie Down" die einem da leicht in den Sinn kommt.

Irgendwann wird dann vom vielen Trinken die Blase voll. Anhalten würde aber Zeit kosten, und aus dem Triathlonanzug schält man sich gar nciht so leicht heraus. Also versuchte ich erstmals, dieses Problem auf einer Abfahrt unterwegs zu lösen. Nach anfänglichen Hemmungen ging das wunderbar, und für den Rest der Strecke dichtete ich mir die Wladschrat-Version von Lou Reed's "Walk on the Wild Side" um und summte vor mich hin: "Hey, Jungs, hey dou hot doch aans reigsacht, und die Triathleten sings: dub, derub, derub, derub..." So lief auch das Radfahren in 2:48h einen Tick schneller als 2011.

Wenn sich meine Zeiten und auch mein Gewicht so weiterentwickeln wie bisher, dann werde ich voraussichtlich 2020 mit einem Gewicht von 86kg die Halbdistanz auf Mallorca gewinnen! Jippieh!
Beim abschließenden Halbmarathon waren die Bedingungen anfangs noch sehr angenehm. Dann aber verzogen sich alle Wolken und die Sonne heizte den Teilnehmern kräftig ein. Da konnte mich ein "Brennend heisser Wüstensand, fern so fern dem Heimatland..."" zumindest ein wenig aufmuntern. Mit 1:46h stand am Ende eine ordentliche Halbmarathonzeit zu Buche, und meine Gesamtzeit von 5:25h Stunden war immerhin zwölf Minuten besser als im Vorjahr, was zum 247. Platz unter 431 angekommenen Teilnehmern reichte.

Und was macht der Triathlet nach dem Wettkampf? Er sitzt mit einem Russen auf der Terrasse!!

Musik frei wählbar...